Das Stock-to-Flow-Modell (S2F) ist eine Methode zur Bewertung von Vermögenswerten, die auf ihrem verfügbaren Angebot und ihrer jährlichen Produktion basiert. Es wird oft verwendet, um den Wert von Edelmetallen wie Gold oder Silber zu schätzen, aber in den letzten Jahren hat es auch an Popularität in der Krypto-Welt gewonnen. Das S2F-Modell versucht, den zukünftigen Preis von Bitcoin und anderen Kryptowährungen vorherzusagen, indem es ihre Knappheit berücksichtigt.

Die Grundidee hinter dem S2F-Modell ist, dass je knapper ein Vermögenswert ist, desto höher ist sein Wert. Um die Knappheit zu messen, teilt man das verfügbare Angebot eines Vermögenswerts durch seine jährliche Produktion.

Zum Beispiel hat Gold ein S2F-Verhältnis von etwa 60, was bedeutet, dass es 60 Jahre dauern würde, um das aktuelle Angebot an Gold bei gleichbleibender Produktionsrate zu verdoppeln. Bitcoin hat ein S2F-Verhältnis von etwa 50, was bedeutet, dass es 50 Jahre dauern würde, um das aktuelle Angebot an Bitcoin bei gleichbleibender Produktionsrate zu verdoppeln. Allerdings ist die Produktionsrate von Bitcoin nicht konstant, sondern nimmt alle vier Jahre um die Hälfte ab, wenn ein sogenanntes Halving stattfindet. Dies erhöht die Knappheit von Bitcoin und treibt seinen Preis nach oben.

Das S2F-Modell wurde erstmals im Jahr 2019 von einem anonymen Analysten mit dem Pseudonym PlanB vorgestellt. Er erstellte eine statistische Regression zwischen dem S2F-Verhältnis und dem Marktwert von Bitcoin und fand heraus, dass es eine starke Korrelation zwischen beiden gibt. Er prognostizierte, dass der Preis von Bitcoin nach dem Halving im Mai 2020 auf etwa 100.000 US-Dollar steigen würde. Obwohl diese Vorhersage noch nicht eingetroffen ist, hat Bitcoin im Jahr 2021 mehrere Rekordhochs erreicht und ist zeitweise über 60.000 US-Dollar gestiegen.

Das S2F-Modell ist jedoch nicht ohne Kritik. Einige Experten argumentieren, dass das Modell zu einfach ist und andere Faktoren wie die Nachfrage, die Regulierung oder die Innovation ignoriert. Sie warnen auch davor, dass das Modell auf historischen Daten basiert und keine Garantie für die Zukunft bietet. Außerdem kann das Modell nicht für andere Kryptowährungen angewendet werden, die ein anderes Angebot oder eine andere Produktionsrate haben als Bitcoin.

Das S2F-Modell ist also ein interessanter Ansatz zur Bewertung von Bitcoin und anderen knappen Vermögenswerten, aber es sollte mit Vorsicht verwendet werden. Es kann als ein Indikator für das Potenzial von Bitcoin dienen, aber es kann nicht alleine den Preis bestimmen. Um den Kryptomarkt besser zu verstehen, sollte man auch andere Faktoren wie die technische Analyse, die Fundamentaldaten oder die Marktstimmung berücksichtigen.

Ein paar Beispiele für den Einsatz des S2F-Modells sind:

– Ein Investor möchte wissen, ob Bitcoin eine gute langfristige Investition ist. Er kann das S2F-Modell verwenden, um zu sehen, wie sich der Preis von Bitcoin in der Vergangenheit verhalten hat und wie er sich in der Zukunft verhalten könnte.

– Ein Trader möchte wissen, ob Bitcoin kurzfristig überbewertet oder unterbewertet ist. Er kann das S2F-Modell verwenden, um zu sehen, ob der aktuelle Preis von Bitcoin im Einklang mit seinem historischen Trend steht oder davon abweicht.

– Ein Forscher möchte wissen, wie sich die Knappheit von Bitcoin auf seinen Wert auswirkt. Er kann das S2F-Modell verwenden, um zu sehen, wie sich das Angebot und die Produktion von Bitcoin im Laufe der Zeit verändert haben und wie dies den Preis beeinflusst hat.